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Wertschätzung

Wir waren auch in den Ferien, wie die meisten Unterengadiner in der Zwischensaison. Und wir waren in einem Hotel mit Ultra All Inclusive, das heisst Essen und Trinken inklusive. Jaaaaa, ich weiss, das haben wir ja selber so ausgesucht. Aber trotzdem war ich etwas geschockt, was das Essverhalten und den Umgang mit Lebensmittel anging. Darum möchte ich heute etwas über die Wertschätzung im Zusammenhang rund ums Essen schreiben.

Wir leben hier ja im Luxus mehr als genügend zu essen zu haben, im Überfluss sogar. Noch vor zwei Generationen (1945) machten, bei uns in der Schweiz, die Ausgaben für Ernährung mit 35 Prozent den weitaus grössten Teil der Kosten eines Haushaltes aus. Heute sind sie nur viertgrösster Posten mit etwas mehr als 10 Prozent. In Mitteleuropa sind die Zahlen ähnlich. In vielen ärmeren Ländern kostet das Essen im Verhältnis aber immer noch viel mehr als bei uns.

https://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/Schweizer-zahlen-wenig-fuers-Essen/story/31708755

Ob deswegen auch so viele Lebensmittel bei uns in Europa im Abfall landen? Oder ob deswegen viele Leute im All Inclusive Hotel für fünf Mahlzeiten in den Speisesaal gehen, sich unmengen auf ihre Teller laden und dann nicht mal alles essen? Man hat ja voraus bezahlt und „sieht“ den Wert des Essens nicht. Wenn man in ein Restaurant geht, sich etwas von der Speisekarte aussucht, es schön angerichtet serviert bekommt, es gut zubereitet ist und es einem schmeckt, ist einem wahrscheinlich der Wert der Speise bewusster.

uch wenn etwas billig oder in grossen Mengen Angeboten wird, verliert es für viele an Wert. Ich denke da an Grosspackungen im Supermarkt, da ist wahrscheinlich die Ursache für ein grosser Teil des Foodwaste der Haushalte zu suchen. Es war ja soo billig, jetzt ist die Hälfte halt nicht mehr gut, also ab in den Kübel damit!

Wobei, auch wenn wir nur noch ein Zehntel des Lohns für Lebensmitttel ausgeben, ist nicht alles billig. Grundnahrungsmittel (z.B. Brot) werden, meines Wissens, subventioniert damit sich jeder das leisten kann. Aber sobald wir regional und Bioprodukte einkaufen, mag es etwas teurer sein, aber auch die Wertschätzung für die Lebensmittel steigt. Wer mal eine Zeitlang eher Minderwertiges oder nichts Gutes essen musste, vielleicht im Militär, in Kantinen, Auslandsaufenthalten oder bei den ersten Versuchen selber zu kochen, schätzt ein schönes Essen wieder mehr...

Wertschätzung für unsere Nahrung fängt für mich bei der sorgsamen, umweltschonenden Produktion der Lebensmittel an. Artgerechten Tierhaltung ist auch sehr wichtig und bei Fleischessern (wie ich auch) gehört das Bewusstsein dazu, dass ein Tier gestorben ist, damit ich es essen kann.

Damit ist auch die Wertschätzung für Den- oder Diejenige gemeint die das Essen plant, einkauft und Zubereitet, den schön gedeckten Tisch und die Atmosphäre beim Essen inklusive. Und zuletzt noch über die Wertschätzung sich selber gegenüber, sich etwas Gutes zu leisten und zu gönnen. Nur was einem gut schmeckt, nährt auch, auch im übertragenen Sinne. Dann ist man zufriedener und isst tendenziell weniger davon.

Mir kommt da jemand in den Sinn, der sehr viel Schokolade ass, und eigentlich eher abnehmen wollte. Diese Person kaufte immer die billigste Schokolade, die sie gar nicht soo mochte. Mit der Hoffnung, dass sie ihr nicht so schmecke und sie weniger davon esse. Auf die Frage, welche Schokolade die Beste wäre, antwortete sie, selbstgemachte Pralinés. Ich schlug vor, mal zu versuchen, etwa eine Wochenration davon zu machen und jeden Tag 1-2 davon zu essen. Es hat funktioniert.....Der Genuss war so gross, dass weniger davon reichte. Voraussetzung ist, dass man langsam und mit Genuss isst.

Funktioniert vielleicht nicht immer und bei jedem, aber ein Versuch ist es doch Wert? Kauft und esst gute Sachen die Euch schmecken und geniesst sie.......

essgründe

Lange habe ich dieses Thema vor mir hergeschoben. Wie beschreibe ich am besten, was ich meine? Durch die Blume habe ich das ja auch schon in verschiedenen Blogs angesprochen......

Manche von Euch werden sich jetzt denken:“ Wo ist das Problem? Ich esse doch, wenn ich Hunger habe....?“ Ist es wirklich so? Essen wir nur, wenn wir Hunger haben? Das Ideale wäre; essen wenn man Hunger hat, das was man gerne mag und bis man satt ist. Hunger ist ein körperliches Gefühl und etwas ganz anderes als „Gluscht“. Diese beiden zu unterscheiden fällt manchem schwer....

Viele wissen gar nicht mehr, wie sich Hunger anfühlt, körperlich. Wir essen oft, weil es gerade verfügbar ist, weil es Zeit ist, weil es uns angeboten wird, weil es so gut danach riecht, weil im Fernsehen gerade Werbung mit Essbarem läuft, weil, weil weil... Das sind die äusseren Umstände.

Aber die emotionalen Gründe sind noch viel entscheidender und den meisten oft auch gar nicht bewusst. Ein Grossteil der Übergewichtigen sind emotionale Esser. Nicht das mich jemand falsch versteht, essen hat bis zu einem gewissen Punkt immer auch mit Emotionen zu tun. Ein schön gedeckter Tisch mit einem liebevoll gekochten Menu in guter Gesellschaft genossen, löst auch viele positive Gefühle und Emotionen aus.

Was ich aber meine ist etwas anderes, vieles davon geht auf Prägungen aus unserer Kindheit zurück und ist uns gar nicht so richtig bewusst. Ich versuche mal ein paar Gründe aufzulisten und Beispiele zu machen:

essen im stress

Man ist mitten in einer Arbeit und hat keine Zeit fürs Essen und isst einfach mal nebenher etwas Mitgebrachtes oder Gekauftes, ohne es gross zu merken. Meistens schnell und ohne Hungergefühl, weil dieses oft schon vorbei ist, man hatte ja keine Zeit zum essen..

aus langeweile

Man tigert durch die Wohnung und die typische Frage ist; „was habe ich noch Gutes im Kühlschrank/ Schrank/ Schublade?“ Ist immer Gluscht und nicht Hunger...!

als belohnung, weil man es sich verdient hat

Etwas vielleicht Unangenehmes ist erledigt und jetzt darf man sich doch dafür etwas Gutes genehmigen...

In den Ferien so richtig am Buffet schlemmen, Diät kann man dann wieder zuhause machen...

Ganz oft auch aus der Kindheit übernommen; „Wenn du dies oder jenes geschafft hast, bekommst du dafür ein ...“. Man macht es dann als Erwachsener bei sich selber oder den eigenen Kindern auch wieder so......

gegen müdigkeit

Die Einen Trinken einen Kaffee, die Anderen essen, um durchzuhalten....

um zu gefallen, um jemand nicht zu beleidigen

Es wird etwas zu Essen angeboten, das man eigentlich nicht gerne isst, oder viel mehr geschöpft als man mag und wir essen es trotzdem auf. Weil man ja als Kind noch gelernt hat den Teller leer zu essen, alles andere wäre ja unhöflich.....

um solidarisch zu sein

Der Partner hat Lust auf Chips vor dem Fernseher und will nicht alleine essen.....

um eine innere leere zu füllen, mangelnde liebe, mangelnde annerkennung, frust, einsamkeit,

Diese Gefühle werden oft mit Essen ausgeglichen, oft im Übermass und mit dem Völlegefühl stellt sich dann das schlechte Gewissen ein..

weil es gut schmeckt und gut ist

Hier ist für mich immer die Frage der Menge entscheidend. Nur weil es gut ist, muss man nicht zu viel davon essen. (Reste kann man auch noch später essen....)

weil es ein positives gefühl auslöst, um zu entspannen

Problematisch, wenn sich gute Gefühle und Entspannung in erster Linie übers Essen erreichen lassen.

als trost, bei traurigkeit, schmerzen

Wenn man als Kind mit Essen (oft Süssigkeiten!) getröstet wurde, z.B. wenn man weint, übernimmt man das oft. Dann isst man oft auch als Erwachsener gegen negative Gefühle.

Es gäbe noch unendlich viele andere individuelle Gründe.....

Falls sich jemand hier erkannt hat und etwas daran ändern möchte, wie macht man das? Zuerst das körperliche Gefühl von Hunger/Gluscht/Satt/Übersatt wieder unterscheiden lernen. Dann sich über die eigenen Gefühle, die das Essen ev. beeinflussen, klar werden. Dies kann mittels eines Essprotokolls sein, dass die Gefühle miteinbezieht. Das setzt voraus, das man sich jeweils etwas Zeit dazu nimmt und in sich hinein spürt. In einem nächsten Schritt wird ein Ersatz (fürs Essen) erarbeitet. Da sollte man ein wenig ausprobieren und Geduld mit sich haben, bis jeder das für sich passende gefunden hat. Und als weiterer wichtiger Punkt sollte jeder mal gewisse Prägungen aus der Kindheit hinterfragen und bewusst ändern.

Wie immer stehe ich gerne mit Unterstützung und Übungen dazu zur Verfügung, falls sich irgendwer von Euch angesprochen fühlt....



heimisches superfood

Ihr alle habt sicher schon mal was von Superfoods gehört oder gelesen. (Vielleicht in meinem Blog vor zwei Monaten....?) Das ist allerlei Exotisches und Spezielles, im Laufe der Jahre wechselnd und immer scheint es so, dass man das essen oder trinken muss, um halbwegs zu überleben, glaubt man den ganzen gescheiten Heftchen...

Von Smoothies (möglichst grün....mit Salat oder Spinat, buäähhh....),über Acaibeeren, Chiasamen. Matcha, Grünkohl/Kahle, Kurkuma, Avocado bis zu den Süsskartoffel und der neuste Trend ist jetzt scheinbar Sancha inchi Öl (Inkanuss), Aktivkohle (damit schwarzgefärbte Lebensmittel) und Seegras.

Alles recht und gut, aber brauchen wir das alles um gesund zu sein oder zu bleiben? Schmeckt es überhaupt oder essen das nicht einfach viele Leute, weil es neu (oder neu entdeckt) oder „Hype“ und „Sexy“ ist?

Der Vorteil von einheimischen Produkten ist wie immer der kurze Transportweg, die kontrollierte Produktion und meistens auch der günstigere Preis. Das heisst, es wird hier kein Urwald abgeholzt um etwas anzupflanzen (Avocados!) und (hoffentlich) werden nicht unnötige Pestizide und Herbizide eingesetzt. Falls es Bio ist noch besser....hier in Europa ist es sicher eher kontrolliert wie irgendwo in China oder Südamerika. Kürzlich wurden verschiedene Superfoods, auch in Bioqualität, getestet und dann zum Teil vom Markt genommen, weil sie so Pestizid- und Bleibelastet waren. In Algenprodukten fanden sich zum Teil Mineralöle in grösseren Mengen. Nur wenige Produkte waren unbedenklich.

Ich versuche auch gerne Unbekanntes, wie schmeckt es und wie bereitet man es zu? Auch Ananas oder Kiwis waren noch für unsere Eltern etwas sehr spezielles und für uns sind diese selbstverständlich, so ist es nicht. Aber essen ist auch etwas Kulturelles und Gewohnheit, so schmecken den meisten Leuten Dinge die sie kennen besser und sind oft auch verträglicher.

Beispiel Chiasamen: diese aus Mittlamerika stammenden Samen haben allerlei gesunde Inhaltsstoffe wie Kalzium, Eisen, Omega 3 und Ballaststoffe. Sie quellen sehr stark auf wenn sie mit Flüssigkeit stehen gelassen werden und haben dann eine etwas puddingartige Konsistenz. So weit so gut....Die gesunden Inhaltsstoffe finden wir hier auch in verschiedenen Nüssen oder in Leinsamen und -öl. Letztere haben sogar noch mehr Omega 3 Fettsäuren als Chiasamen. Sie quellen genau gleich auf, sind aber wahrscheinlich eher weniger „Trendy“. Zudem bekommen viele Leute von Chiasamen Verdauungsbeschwerden. Man sollte am Anfang höchstens 15 gr davon essen, das ist in etwa ein Esslöffel, und dann je nach Verträglichkeit steigern.

Oder Kokosöl, super und gut, verwende ich auch gelegentlich, aber Olivenöl und Rapsöl sind gesundheitlich auch sehr wertvoll und werden näher bei uns produziert....

Hier noch ein paar Beispiele und die einheimischen Alternativen:

Exotisch

Heimische Alternative

Gojibeeren
Hagebutte, schwarze Johannisbeeren, Sauerkirsche, Himbeeren
Grüntee/ Matcha

Einheimische Tees: Kamille beruhigt, Löwehnzahn für die Verdauung, Weissdorn zur Blutdrucksenkung

Weizengras

Broccoli, Grünkohl

Acaibeeren

Heidelbeeren, Sanddorn, Brombeeren
Quinoa, Amaranth
Hirse, Dinkel, Grünkern

Weitere heimische Superfoods:

Ackersenf, Brennnessel, Johannisbeeren, Meerrettich, Pastinake, Portulak, Radicchio, Sonnenblumenkerne, Topinambur, Walnüsse und vieles mehr.

Übrigens; Kiwis kann man auch in der Schweiz anpflanzen, mein Grossvater hatte 3 Bäume im Garten. Und Kurkuma oder Ingwer wachsen im Topf auch hier und blühen sehr schön. Und frischen Löwezahn gibt's jetzt wieder auf den Wiesen, einfach mal beim Frühlingsspaziergang sammeln und in den Salat damit......

Guten Appetit

fastenzeit

„Der Mensch lebt von einem Drittel seiner Nahrung - von den übrigen zwei Drittel leben die Ärzte“

Sprichwort bei den alten Ägyptern

Im letzten Blogbeitrag vergass ich noch einen Trend zu erwähnen: Intermittierndes (lat. Intermittere - unterbrechen, aussetzen) oder Intervallfasten / Teilzeitfasten. Da passt es jetzt gerade, wir haben ja Fastenzeit.

Bitte weiterlesen, ich werde jetzt nicht religiös.....

Fasten kann man auf verschiedene Weisen; es gibt viele Leute die in dieser Zeit nicht nur ihre Ernährungsweise überdenken und zum Beispiel eine Zeitlang auf etwas verzichten (Süssigkeiten, Fleisch, Kaffee oder Alkohol), sondern auch ihren Medienkonsum oder anderes einschränken. Es gibt auch ganz Kurioses, zum Beispiel Kleiderfasten! So soll man sich mässigen und in der Fastenzeit KEINE Kleider shoppen gehen. Für mich nicht nachvollziehbar, ich kaufe mir etwas anzuziehen, wenn ich was brauche und nicht im Übermass zum Vergnügen oder als Ablenkung....

Aber zurück zum Thema: Wir leben hier bei uns im Überfluss, was das Essen angeht, alles ist ständig verfügbar. Viele essen oder trinken den ganzen Tag über immer mal wieder etwas zwischen den Mahlzeiten, ohne sich dessen überhaupt bewusst zu sein. Der Körper hat selten lange Verdauungspausen, der Blutzuckerspiegel bleibt konstant hoch oder hat grosse Schwankungen nach oben und unten, wenn wir „schnelle“ Kohlenhydrate konsumieren. Mit den bekannten Konsequenzen: Kurzfristig mit Heisshungerattacken, mittelfristig mit Gewichtszunahme, langfristig mit Übergewicht, Diabetes, hohem Cholesterin, Bluthochdruck und den daraus folgenden kardiovaskulären Erkrankungen und Infarkte. Auch Entzündliche- und Autoimmunerkrankungen oder gewisse Krebsarten könnten eine Folge davon sein.

Und unsere Zähne haben auch keine grosse Freude daran....

Für unsere Vorfahren war es wahrscheinlich anders. Wenn mal ein Mammut geschossen wurde, haben sich alle den Bauch vollgeschlagen aber darauf folgten dann wieder Zeiten wo man mühsam Beeren suchen und mit weniger Nahrung und Hunger leben musste. Unser Körper kann noch heute mit (zu) wenig Essen besser umgehen als mit zuviel.

Fasten ist nichts Neues und fast jeder hat im Zusammenhang mit verschiedenen Religionen sicher davon gehört oder vielleicht Saftfasten auch schon ausprobiert. Es gab bereits Untersuchungen, die die Vorteile des Fastens aufzeigen, man sprach allerdings eher von entgiften und entschlacken, was mich persönlich immer etwas irritiert hat. Neuere Studien sprechen von den Verbesserungen bei allen oben genannten Werten und Erkrankungen, reduziertem Krebswachstum, positivem Einfluss bei Alzheimer und Parkinson, erhöhter Lebenserwartung und noch vielem mehr.

Heutzutage werden es viele eher zur Gewichtsreduktion ausprobieren. Aber so eine Saftwoche oder wochenlanger Verzicht fällt vielen schwer oder hat (für mich) wieder diesen Aspekt von Verbot. Aber bereits lange Essenspausen zwischen den Mahlzeiten entlasten unseren Organismus, geben ihm Zeit zur Regeneration und greifen auf das eine oder andere Fettpölsterchen zurück.

Hier setzt das Intervallfasten an; die Zeit ist überschaubar, es gibt keinen Gewöhnungseffekt (Jojoeffekt) und entspricht wahrscheinlich am ehesten unserer ursprünglichen Ernährungsweise.

Es gibt es verschiedene Varianten, für jeden der das mal ausprobieren möchte:

5+2-Methode: An zwei Tagen pro Woche wird gefastet, an den anderen fünf Tagen darf gegessen werden.

1+1-Methode: Im Wechsel wird jeweils ein Tag gegessen und ein Tag gefastet.

16+8-Methode: Innerhalb eines Tages wird 16 Stunden lang bewusst auf Essen verzichtet, in den restlichen 8 Stunden darf gegessen werden (In die Essenspause fällt auch die Nacht, das macht es einfacher).

Das alles kann man natürlich auch anders gestalten, z.B nur ein Tag in der Woche fasten oder 2 Tage essen und 1 Tag fasten. Auch bereits 14 zu 10 Stunden können eine Möglichkeit sein. Wichtig ist natürlich, in den Zeiten in denen man isst, auch nicht alle Kalorien in Form von sehr Ungesundem reinzuhauen, das man sich an den Fastentagen einspart. Besser auf komplexe Kohlenhydrate, genug Proteine und natürlich, wie immer, auf genug Grünzeug achten. Für „ganz-oder-gar-nicht-Esser“ ist dies vielleicht eine Möglichkeit, sich einzuschränken. Am Anfang verwechselt man Hunger vielleicht noch mit Appetit oder „Gluscht“, aber unser Körper lernt recht schnell damit umzugehen und zu seinen Ursprüngen zurückzufinden....

NICHT ganze Tage fasten sollten Personen mit Untergewicht, Esstörungen, Kinder und Jugendliche, Schwangere und Stillende. Bei Krebserkrankungen nur in enger Begleitung eines Arztes und einer Ernährungsberatung und bei anderen bereits bestehenden Krankheiten oder Aufffälligkeiten unbedingt zuerst einen Arzt fragen.

Und auch für alle anderen, die nicht fasten wollen; bereits Pausen von 4-5 Stunden zwischen den üblichen Mahlzeiten, ohne etwas zu essen und nur kalorienfreies Trinken, sind eine gute Sache für mehr Gesundheit und gegen Übergewicht.

Wer mehr an der genauen Wirkungsweise des Fastens in den Zellen interessiert ist, „Autophagie“ googeln, oder mich einfach fragen.....

foodtrends

Wie es Modetrends gibt, gibt es auch Foodtrends, also gewisse Tendenzen beim Essen, bei Diäten und Ernährungsformen. Als ich noch ein Kind war (schon länger her..) kann ich mich noch schwach daran erinnern, dass die (Weiblichen!) Erwachsenen in meinem Umfeld von Atkins- und Hollywooddiät, von Ananas und Kohlsuppendiät sprachen. Heutzutage scheint es vor allem IN zu sein, auf etwas zu verzichten.....

Ich versuche mal einen kleinen Überblick zu vermitteln, von schon länger Bekanntem und von Neuerem. Dazu meine persönliche Meinung und was wir vielleicht positives daraus mitnehmen können:

Low fat: So wenig Fett wie möglich. Da wird das Schnitzel nur noch mit Mineralwasser angebraten und die Salatsauce ganz weggelassen.

Fette und Öle sind sehr wichtig für unseren Körper und haben durchaus ihre Berechtigung, mit Mass und in guter Qualität. Aber wo es nicht wehtut kann gerne etwas eingespart werden. Z.B. bei Pastagerichten nicht noch zusätzlich Butter drüber, in den Sossen hat es ja auch bereits Öl oder Fett. Oder bei „meinem“ Schokoladenkuchen habe ich die Hälfte der Butter durch Magerquark ersetzt....keiner hat was gemerkt!

Low carb: Möglichst Kohlenhydrate (KH) weglassen.

Das sind alle Beilagen wie Nudeln, Reis, Kartoffeln, Brot usw. Die Extremen lassen auch Früchte weg, wegen des Fruchtzuckers. Ich kenne Leute, die Beilagen weglassen und dann den Dessert essen. Schade, vor allem Vollkornvarianten, Kartoffeln und Früchte haben auch viele wichtige Nährstoffe. Allerdings muss man sich KH durch Bewegung verdienen. Sportler oder Waldarbeiter können mehr davon essen als „Büromenschen“ (ausser natürlich sie treiben viel Sport!). Also anpassen!

Paleo: Essen wie in der Steinzeit, d.h. alles was man damals erjagen, fischen und sammeln konnte.

Viel Fleisch, Fisch und Eier, Samen und Nüsse, etwas Früchte usw. Eigentlich ist es auch eine Lowcarb Diät. Für mich Ökologisch sehr bedenklich mit so viel Fleisch. Die meisten Leute (ausser viele Bündner) gehen ja nicht selber auf die Jagd. Die Steinzeitmenschen haben sich den ganzen Tag bewegt und sind auch nicht sehr alt geworden.....Was man aber daraus ins Heute übernehmen kann ist für mich, dass es keine Fertigprodukte gab, also frisch zubereiten.

Nose to tale: Wörtlich übersetzt „von der Nase bis zum Schwanz“.

Sehr begrüssenswerter Trend für Fleischesser, es wird alles vom Tier gegessen. Gelegenheit neue „alte“ Rezepte auszuprobieren mit vielleicht auch anderen Teilen eines Tieres als Schnitzel und Filet.

Vegan und Vegetarisch: Fleischlos oder ohne alle tierischen Lebensmittel.

Vegetarisch, ohne Fleisch, aber mit Eier und Milchprodukten ist für mich ethisch nachvollziehbar und vertretbar und mit etwas Ernährungswissen auch ohne Mangelerscheinungen machbar. Es gibt Volksgruppen die schon lange so leben.

Vegan ist auf lange Sicht nicht ohne Nahrungsergänzungen (B12) machbar und für Kinder, Jugendliche, Schwangere und Stillende sehr bedenklich. Auch hat sich niemals eine ganze Bevölkerungsgruppe nachweisbar auf lange Sicht vegan ernährt, es ist aus meiner Sicht nicht artgerecht.

Bei vegetarisch und vegan sind Ersatzprodukte oft sehr stark verarbeitet und mit Zusatzstoffen hergestellt, die nicht so gesund und empfehlenswert sind.

Allerdings wäre es aus ökologischer Sicht sinnvoll wenig Fleisch zu essen und wenn, dann selbst erlegt (wieder die Bündner...) oder sicher nicht aus Massentierhaltung und aus fernen Herkunftsländern. Von den Veganern können wir viele „neue“ Lebensmittel und fantasievolle Kombinationen und Zubereitungsarten kennenlernen.

Frei von.....: Unverträglichkeit gegen Laktose oder Gluten (Klebereiweiss in Getreide)

Für mich ist es vor allem Geldmacherei mit der Unsicherheit, Unwissenheit und mit der Angst der Leute. Viele denken ja es ist gesünder, was so nicht stimmt. Hier spreche ich natürlich nicht von denjenigen die eine diagnostizierte Unverträglichkeit haben (unbedingt richtig abklären!). Für Leute mit Zölliakie (ca. 1 % der Bevölkerung!) bleibt dann nix anderes übrig. Auch hier haben die Ersatzprodukte übrigens oft viele Zusatzstoffe. Aber ich finde es schon witzig, wenn gewisse Leute nur glutenfreies Brot essen und dann, je nach Anlass oder Ereignis, sehr gut Kuchen vertragen.

Und dass Laktose mit zunehmendem Alter schlechter vertragen wird, ist eine Tatsache und normal, allerdings sehr mengenabhängig. Wenig Milch wird meistens gut vertragen, Joghurt und Käse sowieso. Extraprodukte bräuchten die wenigsten, was da aber alles als Laktose- und Glutenfrei angepriesen wird, das eigentlich sowieso nichts davon enthält....

Superfood: Allerlei Exotisches und Spezielles

Im Laufe der Jahre wechselnd und immer scheint es so, dass man das essen oder trinken muss, um halbwegs gesund zu bleiben...

Z.B: Smoothies (möglichst grün....mit Salat oder Spinat, buäähhh....),dann Acaibeeren, Chiasamen. Matcha, Grünkohl/Kahle, Kurkuma, Süsskartoffel und das Neuste in dieser Richtung ist Sancha inchi Öl (Inkanuss), Aktivkohle (damit schwarzgefärbte Lebensmittel) und Seegras.

Alles recht und gut, aber von den Inhaltsstoffen her gibt es viele heimische Produkte die ähnlich gesund sind....mache ich mal einen Blog darüber, versprochen.

Clean eating oder Diy (Do it yourselve): heisst nichts anderes als selber frisch kochen, mit möglichst natürlichen und frischen Lebensmitteln.

War vor zwei Generationen noch selbstverständlich und ist wird scheinbar wieder Trend bei den jüngeren Leuten.

Convenience food (Fertigprodukte): Qualitativ immer besser.

Enthalten weniger unnötige Zusatzstoffe als auch schon und wenn man sie clever ergänzt, können sie durchaus eine gelegentliche Alternative sein.

Fotogenes essen: Essen in irgendeinem Netzwerk posten.

Auch ein relativ neuer Trend, scheinbar gibt es bereits Restaurants und Cafes, die die Einrichtung und Präsentation der Speisen auf Instagram ausrichten. Und Foodblogger (ich zähle mich eher zu den Ernährungsbloggern) die scheinbar viele Speisen bestellen, fotografieren und dann nicht einmal essen. Ich poste bewusst nur gelegentlich Fotos von Essen, weil es etwas sehr individuelles ist, wie man isst. Aber was wir alle gerne machen können, ist mit Liebe etwas zubereiten und schön anrichten und dann mit Genuss essen.

Mein persönlicher Foodtrend: Nachhaltig, artgerecht, wenn möglich saisonal, viele Bioprodukte, regional, abwechslungsreich, frisch gekocht, ohne Zusatzstoffe und vor allem genussvoll.

selbergmacht

Kürzlich habe ich in einem Buch darüber gelesen, wie man ohne Abfall zu produzieren leben kann oder sollte. Sehr interessant und informativ, für mich zum umsetzten aber sehr radikal. Ohne auf Details einzugehen, denkt mal an das Toilettenpapier usw. .....Aber es regt mich schon zum Nachdenken an, wie man zumindest den Abfall etwas reduzieren könnte, indem man mehr Dinge selber macht und sich etwas anders organisiert. Wie schnell greift man aus Bequemlichkeit zu vorgefertigten, abgepackten Lebensmittel, obwohl sie einfach und ohne grossen Zeitaufwand selber zu machen wären? So weiss man auch genau was drin ist, kann nach eigenem Geschmack würzen und süssen und mit gesunden Fetten und Ölen etwas gutes für sich und die Umwelt tun. Viele vorgefertigten Produkte haben billige Öle und Fette als Inhaltsstoffe, z.B. Palmöl. Dieses wird auf riesigen Plantagen in den Tropen hergestellt, wo Regenwald mittels Brandrodungen zerstört wird. Gesundheitlich ist es auch nicht gerade sinnvoll. Selber kann man mit Butter, Raps- und Olivenöl kochen und backen.

Zur Weihnachtszeit passt das Thema, wie ich finde, auch nicht schlecht. Es wird ja alles viel kommerzieller, Geschenke basteln ist nicht jedermans Sache. Auch erschreckt es mich manchmal, die ganzen vorgefertigten Guetzliteige zu sehen, mit komischen Zusatzstoffen mit unausprechlichen Namen. Ich habe immer das Gefühl, dass ich frisch koche und wenig Vorgefertigtes kaufe, aber in diesem Buch waren noch eine Menge guter Tipps.


Dies soll ein Plädoyer zum nachhaltigem Einkaufen und Selbermachen werden, wobei natürlich jeder selber abwägen soll was im wichtig ist oder nicht...

einkaufen

  • Saisonal und Regional bevorzugen
  • Milch, Butter, Käse, Fleisch, Kartoffeln, Gemüse, Salat, Früchte, Eier, Honig direkt vom Hof, einer Alp oder beim Produzent beziehen
  • im Laden eigene Tasche mitnehmen, Unabgepacktes bevorzugen (Da werde ich schon wütend, weil viele frische Bioprodukte abgepackt sind und die konventionellen nicht!!!)

In den grossen Städten gibt es gemäss diesem Buch auch Möglichkeiten andere Dinge wie Reis, Nudeln usw. offen zu kaufen.

selbermachen

Ich habe eine Küchenmaschine die ich praktisch jeden Tag nutze, das erleichtert das Vorbereiten und Selbermachen und spart Zeit. Viele haben so eine irgendwo verstaubt in einer Schublade stehen und wisssen nicht so recht was damit anfangen. Nehmt sie raus und stellt sie irgendwo prominent hin, dann wird sie auch gebraucht.

  • Crunchymüesli oder modern gesagt Granola: sich nach Geschmack selber mischen und im Backofen rösten
  • Brot,Zopf und Pizzateig: beim Kneten gibts gleich noch 10 Minuten Fitnessprogramm
  • Konfi und Sirup: Früchte kaufen oder Sammeln und sich den Sommer im Glas konservieren
  • Salatsauce: eine Flasche reicht für eine Woche, keine unnötigen Zusatzstoffe, Möglichkeiten sie etwas „leichter“ zu machen
  • Pastasossen, Bratensossen und sonstige Sossen: sind ganz einfach selbst zu machen und nicht viel zeitaufwändiger aber sicher schmackhafter. Ev. einfrieren, wenn es dann mal schnell gehen muss.
  • Bechamelsosse: einfache und schnelle Variante ohne Klumpen
  • Dip oder Sossen zu Fleisch: Grundsosse mit Quark, Mayo und Joghurt herstellen, verschieden würzen und ergänzen (Curry, Meerettich, Essiggurke/Ei, Knoblauch, Ketchup für Cocktail usw.)
  • Suppen: Reste von Gemüse schnell verwertet oder frisch gekocht
  • Gemüse mit der Maschine schnippeln und einfrieren, für Suppen und Sossen
  • Spätzli: Teig in der Küchenmaschine herstellen und in die Pfanne schaben, in 15 min erledigt, mal mit Quark oder farbig mit Spinat oder Randen
  • Kuchenteig:  in der Machine in 2 min. selbstgemacht. (Blätterteig kaufe ich auch....)
  • Für Gnocci, Knödel, Cappuns etwas mehr Zeit investieren und einfrieren, dann hat man ganz schnell viele Male was davon
  • Kartoffelstock: selbstgemacht, keine Hexerei
  • Lasagne: auf Reserve machen und einfrieren, oder Schnelle vegetarische Lasagne (ich habe ein Blitzrezept dafür).
  • Kräuter im Topf oder aus dem Garten ende Saison einfrieren.
  • Vanille- und Schockoladencremepulver: selber in einem Einmachglas in grösserer Menge mischen, so kann ich auch nach meinem Geschmack süssen. Zu gebrauchen genau wie Gekauftes.
  • Desserts: z.B. schichten im Glas, geht während des Kochens nebenher
  • Nussmischungen: für den Salat oder als Snack selber rösten und würzen, geht nebenher beim kochen
  • Kuchen: gehen gleich schnell ob mit Fertigmischungen oder Selbstgemacht, weil man die flüssigen Zutaten ja sowieso abwägen muss, und das Verrühren bleibt sich gleich.
Das ist nur meine kleine Auswahl, was bei Lebensmitteln möglich ist. Ich kenne auch Leute, die Pasta, Bouillon, Kräuterssalz und Joghurt selbermachen, Gemüse und Früchte einkochen, konservieren oder dörren. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt und der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Gerne könnt Ihr mir noch Eure Ideen und Rezepte fürs Selbermachen schicken, und falls jemand von Euch zu Obgenanntem ein genaues Rezept wünscht, mit einem Klick kommt Ihr zum Mail.

Vielen Dank, dass Ihr meinen Blog lest, danke für eure Feedbacks und Inputs. Euch allen wünsche ich eine frohe, besinnliche, genussvolle Weihnachtszeit und alles Gute fürs 2018.

Ich mach mich jetzt wieder ans Basteln der Geschenke und an das Schreiben meiner selbstgemachten Weihnachtskarten....

genuss zum zweiten

Letztes mal war Genuss ja das Thema, also ist jetzt die logische Konsequenz, über Genussmittel in der Ernährung etwas zu sagen. Die Kunst besteht für mich darin, nicht so mit erhobenem Zeigefinger daherzukommen. Wie Ihr ja sicher als regelmässige Leser meines Blogs wisst, steht Genuss und Individualität an oberster Stelle. Was für den einen stimmt, ist für den anderen vielleicht nicht das Richtige.....

Also zuerst mal ein paar Facts...Für alle, die die aktuelle Lebensmittelpyramide nicht gerade vor Augen haben:

Das wäre die Spitze der Pyramide und die Definition der Schweizerischen Gesellschaft der Ernährung dazu:

Süssigkeiten, gesüsste Getränke, salzige Knabbereien und alkoholhaltige Getränke mit Mass geniessen.

Alle Lebensmittel und Getränke dieser Gruppe liefern in der Regel viel Energie (= Kalorien) in Form von Zucker und/oder Fett bzw. Alkohol. Salzige Knabbereien enthalten zudem reichlich Salz.

Was heisst mit Mass? Es gäbe dazu klare Definitionen in Gramm usw. aber ich finde eine der einfachsten Dinge zum sich so etwas zu merken sind die eigenen Hände. Die Antwort lautet: eine kleine Handvoll am Tag. So sind die Portionen immer dem Bedarf der Person angepasst, eine Kinderhand ist kleiner als die eines grossen Mannes.

Das heisst z.B. bei Guetzli oder Schokolade oder sonstigen Süssigkeiten die Finger bedeckt. Salzige Snacks eine kleine Handvoll. Bei Flüssigem z.B. ein Standartglas, das man mit einer Hand halten kann, auch bei Süssgetränken und Fruchtsäften! Und für die Erwachsenen, zum Umgang mit Alkohol sollte man zudem immer auch mal ein Tag ohne sein können...

Warum schreibe ich das so genau?

Bei den meisten Leuten die ich kennen, wir als Familie eingeschlossen, sieht es nicht immer so aus.....dazu noch hier sogar ein paar ganz andere Varianten der Pyramide, die in der einen oder anderen Form öfters die Realität abbilden.....

Viele denken sich jetzt wahrscheinlich, na ja Süsses, Süssgetränke, Snacks und alkoholische Getränke gehören da dazu, das weiss man ja alles und merkt auch selber, wenn es zuviel ist....


Aber von mir aus gesehen, wenn ich mich im Alltag umschaue, ist es ganz vielen nicht bewusst 1. wie viel davon zwischendurch und nebenher gegessen und getrunken wird (ohne Genuss) und 2. wo überhaupt noch alles unmengen von Zucker, Fett und Salz drin sind. Die meisten fertigen Frühstückscerealien haben, nur um ein Beispiel zu nennen, zwischen 25-30 % Zucker drin. Stellt Euch mal eine Schüssel davon hin und probiert euch davon ein Viertel bis Drittel als Zucker vorzustellen. Damit will ich nicht sagen: „Esst die nicht!!“, sondern esst sie vielleicht am Wochenende, bei einem Brunch mit Familie bewusst und als Genusshighlight des Tages.

An einem Fest gibt es sicher mal eine Cola und ein Stück Kuchen und dann noch Chips als Ausnahme. Bei den Erwachsenen sieht die Auswahl wahrscheinlich etwas anders aus. Das sollten aber Ausnahmen bleiben......Also nicht Süssgetränke und Fruchtsäfte zum Durstlöschen in Halblliterflaschen für Kinder jeden Tag....

Dann bleibt es auch was Spezielles. Zum Beispiel ein Glas Wein zu einem guten Essen ist ein Genuss. Wenn er aber wie Wasser jeden Tag zum Essen getrunken wird, passiert es oft nebenher und er wird zur Selbstverständlichkeit.

Es geht mir dabei nicht um Äusserlichkeiten und Schönheitsideale, sondern auch um gesundheitliche Aspekte wie Karies und später dann vielleicht Diabetes. Und auch um emotionales Essen und nicht Geniessenkönnen.

Das langsame, bewusste Geniessen ist das Ziel. Dann reicht auch ein Reiheli Schoggi oder ein Glas Wein oder ein Schüsselchen Chips ( Betonung auf ODER, nicht von allem etwas!) Für alle denen das (noch) nicht so richtig gelingt und die schnell mal nebenher aus Frust oder anderen Gründen eine ganze Tafel Schokolade oder ähnliches in sich reinfuttern, Ihr wisst wo Ihr mich erreicht......

Jetzt ist richtig Herbst geworden, ich liebe diese Stimmung und wollte irgendwie auch darüber schreiben.......Aber wie nenne ich das Ganze?

genuss

Bei Wikipedia kommt (sehr gekürzt) folgende Definition, wenn man „Genuss“ eingibt:

"Genuss ist eine positive Sinnesempfindung, die mit körperlichem und/oder geistigem Wohlbehagen verbunden ist. Beim Geniessen wird mindestens ein Sinnesorgan erregt.In etwa lassen sich kulinarische Genüsse, zum Beispiel als Bestandteil der Ess- und Trinkkultur, geistige Genüsse wie das Hören von Musik oder das Lesen interessanter Lektüre sowie körperliche Genüsse, zum Beispiel als Teil der Sexualität oder bei einer Massage, unterscheiden.

Was als Genuss empfunden wird, ist subjektiv und damit individuell unterschiedlich. Voraussetzungen sind Genussfähigkeit und Hingabe.

Am häufigsten wird der Begriff im Zusammenhang mit Essen und Trinken verwendet."

Genuss ist also nicht nur auf Essen und Trinken beschränkt, es ist auch ganzheitlich.

Zur Erinnerung: Wir haben 5 Sinnesorgane, Augen zum Sehen, Ohren zum Hören, Haut zum Fühlen (hier ist auch der Bewegungssinn mit dabei, das Empfinden von Wärme und Kälte oder Berührung), Nase und Mund zum Riechen und Schmecken. Diese zwei gehören für mich eh zusammen. Esst mal was mit verstopfter Nase, es schmeckt nicht. Oder Kaffee und Wein schmecken ganz komisch, wenn der Geruchssinn ausgeschaltet ist.

Zurück zum Ganzheitlichen Genuss: Ein Herbstspaziergang spricht schon mal den Bewegungssinn an. Dann fühlt man die Wärme der noch recht kräftigen Sonne oder am Morgen früh, noch die Kälte der Nacht auf der Haut. Die Farbenpracht der schönen Blätter, den sich gelb färbenden Lärchen, des stahlblauen Himmels zu sehen, ist ein Fest für unsere Augen. Das Rauschen des Windes hören oder die Regentropfen auf der Haut spüren.... je nach Wetter. Zum riechen fallen mir jetzt nur die Wiesen mit dem ausgebrachten Mist ein ;-). Oder das leicht Modrige, Feuchte, wenn es neblig ist, das empfinde ich als typischen Herbstgeruch....geht mal raus und schaut selber, wie es für Euch ist....

Zurück zu Hause, in der Herbstlich dekorierten Stube, da ist es gemütlich. Wohlige Wärme durch ein Feuer im Ofen. Und dann die jetzt erhältlichen Kürbisse oder Marroni...etwas Gutes damit zubereiten. Sich mal am Wochenende Zeit nehmen und eine Menge Kürbisgnocci herstellen, die man einfrieren und bei Bedarf hervorzaubern kann. Vielleicht hilft ja der Eine oder Andere von Euren Lieben dabei...

Oder eine Marronisuppe oder Vermicelles oder Pumpkin pie oder, oder, oder.....was Euch gerade schmeckt. Regional und Saisonal ist optimal. Sich einfach mal schon bewusst Zeit zum Kochen nehmen.

Dann den Tisch schön decken, Geschirr das einem gefällt, passende Gläser, Servietten die zum Herbst passen (unsere sind aus Papier..). Wer es mag, zündet noch ein Kerzchen an. Gerichte schön angerichtet auf den Tisch bringen oder Tellerservice, was einem entspricht.

An den Tisch sitzen, Essen, sich Zeit nehmen, den Geschmack des Gerichtes voll auskosten. Das geht nur mit langsamem Essen, wer Essen in sich hineinschlingt hat wenig vom Geschmack. Genuss hat für mich auch wenig mit der Menge zu tun (also schon nicht so, dass man hungrig vom Tisch aufstehen muss...!)

Nach ein paar Bissen immer wieder mal Besteck weglegen, ev. ein Schluck Wein trinken, diesen kosten und geniessen (Schnell mal Nase zuhalten und den Unterschied im Geschmack feststellen, siehe oben....). Gute Gespräche mit netten Leuten gehören meistens dazu, aber auch alleine kann man Geniessen. Wenn jemand von Euch das nicht so gerne mag, ladet jemand zum Essen ein.

Hingabe bedeutet für mich, nur dieses eine zu tun und sich nicht von irgend einer anderen Sache ablenken lassen, egal bei was man gerade tut ( essen, kochen, spazieren, reden usw.) Genussfähig ist man vermutlich, wie in der Definition beschrieben, wenn eine positive Sinnesempfindung, mit körperlichem und/oder geistigem Wohlbehagen verbunden ist.

Also ist schlechtes Gewissen beim genussvollen Essen eh fehl am Platz. Geniesst den Herbst mit allen Sinnen..